Polytrauma-CT: Nachweislich höhere Qualität der Befunde und geringere Befundungszeit - das Universitätsklinikum Dresden setzt auf die synoptische Befundung
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ist ein Klinikum der Maximalversorgung mit mehr als 1.400 Betten, 26 Fachkliniken und 17 interdisziplinären Zentren. Das Institut und die Poliklinik für Radiologische Diagnostik versorgen das Klinikum mit dem kompletten Spektrum der diagnostisch-bildgebenden- und therapeutisch-interventionellen Verfahren. Das Institut und die Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ist eine renommierte Einrichtung, die ein breites Spektrum an Dienstleistungen anbietet und modernste bildgebende und interventionelle Verfahren anbietet.
Dr. med. Sophia Blum ist Fachärztin für Radiologie und Oberärztin am Institut und der Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Sie ist Q2-zertifizierte Muskuloskelettale Radiologin. Seit 2020 setzt Dr. Blum, die über eine Zusatzbezeichnung Ärztliches Qualitätsmanagement verfügt, die strukturierte Befundungslösung von Smart Reporting zur Routinebefundung für Polytrauma ein. Seit Beginn 2022 wurden so mehr als 2.500 Befunde in Dresden über die Dokumentationssoftware von Smart Reporting erstellt:
„Die Befundungslösung von Smart Reporting führten wir im Rahmen eines Qualitätsverbesserungs-Projektes ein. Primäres Ziel war die Vereinheitlichung des Befundaufbaus, der sich an den Bedürfnissen des Trauma-Teams orientiert”, erklärt Dr. Blum. Vor der synoptischen Befundung mit Smart Reporting nutzte das Universitätsklinikum bereits eine festgelegte Gliederung innerhalb des Befundes. Die Beurteilung jedoch wurde in Freiform verfasst. Zudem gab es bei Verletzungen keine einheitliche Klassifikation, womit die Vergleichbarkeit der erstellten Befunde nicht gegeben war. Gerade bei jüngeren Kolleginnen und Kollegen bestand so die Gefahr, etwas zu übersehen oder bestimmte Fragestellungen zu spezifischen Regionen offen zu lassen.
Befundungsanforderungen: schnelle Orientierung und gezielte Erfassung von Pathologien
Die Anforderungen, die die Radiologie in Dresden an die synoptische Befundung mit Smart Reporting stellte, waren daher: Alle Anwenderinnen und Anwender sollten sich schnell im schriftlichen Befund orientieren können, relevante Pathologien gezielt erfassen können und die Befundinhalte gut in Erinnerung behalten - ein wichtiger Faktor für die Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten. Besonderes Augenmerk wurde deshalb auf die Ausarbeitung der Befundvorlage mit dem Template Creator der Befundungssoftware von Smart Reporting gelegt. Das Template wurde in enger Absprache mit allen Fachdisziplinen, die an der Polytraumaversorgung beteiligt sind, erstellt und verfeinert. Sämtliche verwendete Klassifikationen im Template wurden zudem mit den Zuweisern abgesprochen. Mit der über den Template Creator erstellten Befundvorlage inklusive Infoboxen und Schautafeln wurde so ein präziser Entscheidungsbaum erstellt, der eine praxisorientierte Frakturklassifikation, die klare Einteilung der Organverletzungen und einen übersichtlichen und vollständigen Befund ermöglichte.
Gerade für jüngere Kolleginnen und Kollegen sowie für die Zielgruppe der Zuweiser bot die Einführung der synoptischen Befundung viele Vorteile: „Unter den Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten ist die strukturierte Befundung sehr beliebt. Sie bietet Anhaltspunkte, welche Regionen betrachtet werden müssen. Darüber hinaus bietet sie durch die Info-Boxen viele Möglichkeiten, sich strukturiertes Wissen anzueignen”, so Dr. Blum. Auch von Seiten der Zuweiserinnen und Zuweiser war das Feedback in persönlichen Gesprächen durchweg positiv. Hinzu kam, dass die mit der Befundungssoftware von Smart Reporting erstellten Befunde - speziell bei der Nutzergruppe der Weiterbildungsassistenten - schneller und in einer höheren Qualität erstellt wurden als vorher. „Für uns hieß das, die synoptische Befundung hat das Potenzial, eine Prozessverbesserung bei der Polytrauma-CT in der täglichen Routine mit Reduktion der Befundungsdauer und der Befundungsfehler bei Verbesserung der Zuweiserzufriedenheit zu ermöglichen. Diese Schlussfolgerungen wollten wir wissenschaftlich untermauern”, erklärt Dr. Blum.
Umfangreiche Evaluierung der Befundungsdauer und -qualität über Studie
Von September 2020 bis einschließlich Juni 2021 wurden alle CT-Polytrauma-Patienten, die älter als 18 Jahre waren, in die Studie einbezogen. Dabei wurden die Befundungsdauer und die Befundungsfehler drei Monate vor der Einführung der strukturierten Befundung sowie in den ersten sechs Monaten nach ihrer Implementierung in der klinischen Praxis erfasst. Die Erstellung der CT-Primärbefunde wurde sowohl von Weiterbildungsassistenten als auch durch Fachärzte durchgeführt. Die Zufriedenheit der Zuweiser wurde vor und nach der Einführung mittels Umfrage und einer fünfstufigen Likert-Skala bewertet. Durch den Vergleich der Ergebnisse vor und nach der Einführung wurde versucht, die Auswirkungen der synoptischen Befundung bei der Polytrauma-CT in einem Universitätskrankenhaus zu objektivieren.
Die Ergebnisse der Studie bestätigten die wesentlichen Erfahrungen: Mit der Dokumentationssoftware von Smart Reporting war die Befundung schneller (65 Minuten vs. 87 Minuten) und nach vier Monaten war die mediane Befundungsdauer signifikant kürzer. Dadurch stieg der Anteil der Befunde, die innerhalb einer Stunde fertig waren, von 55,1 % auf 68,3 %. Außerdem gab es weniger Befundungsfehler - sowohl bei Weiterbildungsassistenten als auch bei Fachärzten. Ein weiteres Ergebnis war, dass die Zuweiser zufriedener waren. Sie lobten die Befundstandardisierung, die Befundstruktur und die Auffindbarkeit wichtiger Pathologien.
„Diese Ergebnisse haben uns in unserer Auffassung bestätigt, dass wir mit dem Einsatz der synoptischen Befundung einen Schritt in Richtung höherer Effizienz und mehr Qualität in der Befundung erreichen. Das ist aus vielerlei Gründen wichtig - einer davon: Wir haben relativ viele neue Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten. Diese durchlaufen auch eine sehr lange Zeit, bis sie dann in der Rettungsstelle selbstständig arbeiten. Wir wollten mit der synoptischen Befundung einen Mechanismus einführen, der zu einer Reduktion von Befundungsfehlern führt. Die Kollegen erwerben innerhalb von zweieinhalb Jahren den Facharztstandard und erstellen dann selbst Polytrauma-Befunde, beispielsweise nachts”, so Dr. Blum.
Einführungsphase mit vielen Feedbackrunden und Verbesserungen am Template
Ihre größten Vorteile spielt die synoptische Befundung dann aus, wenn im Idealfall alle zu erstellenden Befunde strukturiert über die Vorlage verfasst werden. Das heißt, es gilt alle Anwenderinnen und Anwender zu überzeugen, die Software zu nutzen. Im Universitätsklinikum Dresden wurde daher die Einführung der synoptischen Befundung mit einem vollumfänglichen Change Management-Prozess verknüpft. Während der Einführungsphase von sechs Monaten fand ein Monitoring der Nutzung des Befundung-Templates statt. Der Nutzungsgrad des Templates stieg in den ersten drei Monaten stark an, auf 96 Prozent. „Dann haben wir einen Einbruch erlebt, der verschiedene Ursachen hatte, unter anderem weil wir nochmal Anpassungen am Template vorgenommen haben. Besonders herausfordernd sahen beispielsweise viele Kolleginnen und Kollegen die Anwendung des Templates bei mehreren oder komplexen Verletzungen. Uns war es ein Anliegen, gezielt und zügig auf die Belange zu reagieren”, beschreibt Dr. Blum die Zeit der Einführung.
Im ersten Jahr wurden daher die Inhalte ständig angepasst und Feedbackrunden unterzogen. In den Leitungsrunden wurden anfängliche Schwierigkeiten sowie mögliche Vorbehalte besprochen und durch Zahlen aus dem Monitoring objektiviert. „Im weiteren Verlauf stieg die Nutzung der Software wieder an und die Templates werden jetzt zu 100 Prozent genutzt. Die Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten sagen uns auch, dass sie die Befunde gar nicht mehr anders machen wollen. Sie fühlen sich damit einfach sicherer. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung”, erläutert Dr. Blum weiter.
Weitere Templates wurden entwickelt - vor allem durch Weiterbildungsassistenten
In der Folge wurden weitere Templates am Universitätsklinikum Dresden entwickelt, um die synoptische Befundung auf weitere Bereiche neben dem Polytrauma-CT auszuweiten. Aktuell wird die Befundungslösung von Smart Reporting beispielsweise für CT-Interventionen, wie Biopsien und Drainageanlagen, genutzt. Weitere Anwendungen sind die leitliniengerechte synoptische Befundung des Pankreaskarzinoms im MRT und CT sowie die Ausbreitungsdiagnostik des Mammakarzinoms im MRT. Aktuell wird die Befundung mittels der Dokumentationssoftware von Smart Reporting für Hüft-MRTs und einzelne interventionelle Befunde ausgerollt - häufig sind dabei die Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten die Haupttreiber.
„Ich beobachte einen sehr großen Zuspruch auf der Seite der jungen Kolleginnen und Kollegen. An vielen Häusern entwickeln sie Befundvorlagen und treiben damit die strukturierte Befundung voran. Das hat auch einen sehr großen Einfluss auf die klinische Routine”, meint Dr. Blum. Die klinische Routine vereinfacht sich beispielsweise durch die automatisierte Übernahme von wichtigen Pathologien in die Beurteilung. Ein Beispiel aus der Praxis: Die Kolleginnen und Kollegen müssen bei der Torsionsmessung nicht mehr händisch eine Ante- oder Retrotorsion in die Beurteilung eingeben. Stattdessen erscheint diese in Abhängigkeit von den gemessenen Werten automatisch im Befundabschnitt. Dieser ist gegliedert nach Seiten sowie entsprechend den klinischen Belangen. Dr. Blum: „Wie bereits beim Pankreaskarzinom oder Rektumkarzinom geschehen, werden zunehmend strukturierte Befunde von uns aus der Radiologie erwartet. Entsprechend werden wir zukünftig mehr mit strukturierten Befunden arbeiten, möglicherweise auch häuserübergreifend.”
Für die Zukunft: KI-Unterstützung bei der Detektion von Verletzungen
In der Radiologie des Universitätskrankenhauses Dresden hat sich der Einsatz der Befundungslösung von Smart Reporting und der synoptischen Befundung in einer höheren Befundqualität bei gleichzeitiger kürzerer Befundungsdauer niedergeschlagen - diese Erfahrungen belegte eine Studie unter Polytrauma-CT-Patienten. Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten profitieren mit der Befundungssoftware von Smart Reporting zudem von mehr Sicherheit bei der Befundung und verfestigen Wissen und Kenntnisse. Über einen umfangreichen Change-Management-Prozess konnte der Nutzungsgrad der Befundungssoftware auf 100 Prozent gebracht werden und diese wird mittlerweile in mehreren Bereichen eingesetzt.
Für die Zukunft wünscht sich Dr. Blum Fortschritte bei der automatisierten Erkennung von bestimmten, vital bedrohlichen Erkrankungen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) beziehungsweise Machine Learning: „Gerade in der Polytrauma-Befundung spielt ja der Faktor Zeit eine sehr große Rolle für das Patienten-Outcome. Eine automatisierte Detektion mithilfe von KI - beispielsweise von einer Leberlazeration, einer aktiven Blutung, einer dislozierten Wirbelsäulenfraktur oder einer intrakraniellen Blutung - um nur ein paar Beispiele zu geben - die schnell weitergegeben werden, wäre großartig”. In der aktuellen Software-Generation hat Smart Reporting bereits die Übernahme von Ergebnissen der KI-Algorithmen implementiert. In den kommenden Monaten wird dieser Bereich weiter ausgebaut werden.